Nachwuchsförderung bei Genossenschaften – das Young Leader Network feiert Zehnjähriges

Ausbildung & Karriere · 18.12.2018 · Von Mona Ahmed

Die Idee, ein brancheninternes Netzwerk für junge, qualifizierte Mitarbeiter zu etablieren, entstand im Jahr 2008 aus der Marketinginitiative der Wohnungsbaugenossenschaften Deutschland heraus. Der damalige Vorstand hatte erkannt, dass es dem Branchennachwuchs an Vernetzungs- und an Austauschmöglichkeiten untereinander fehlt. Schnell gründete sich unter Koordination des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. (VNW) das Young Leader Network, das 2018 sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Nachwuchsförderung bei Genossenschaften – das Young Leader Network feiert Zehnjähriges

Ein professionelles, effizientes Netzwerk ist in der heutigen Arbeitswelt kaum mit Gold aufzuwiegen. Sich untereinander austauschen und sich bei Fragen gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite stehen und dabei über den eigenen Tellerrand schauen zu können, war der Gründungsgedanke für solch ein brancheninternes Kompetenznetzwerk. Auch und gerade um dem Fach- und Führungskräftemangel zu begegnen, vor dem auch Wohnungsbaugenossenschaften nicht gefeit sind.

Dessen gewahr, waren die Genossenschaften aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin, die dieses innovative Projekt umgesetzt haben, überzeugt: „Nur wenn Unternehmen die Förderung des qualifizierten Nachwuchses sicherstellen und damit zeigen, wir wissen euer Potenzial zu schätzen und fördern euch, bleibt der Nachwuchs der Branche erhalten und können sich die Wohnungsbaugenossenschaften als moderne, attraktive Arbeitgeber präsentieren“, so Andreas Daferner vom VNW, der zu Beginn den organisatorischen Rahmen stellte und sich als Kümmerer, Planer und Akquisiteur verstand. Doch inzwischen, freut sich Daferner, trage sich das YLN langsam aus sich selbst heraus, und ehemalige Young Leader sind nun in Positionen, in denen sie selbst Talente in das Netzwerk schicken. Mittlerweile haben über 100 Kollegen*innen aus Genossenschaften teilgenommen, die Durchschlagskraft des Netzwerks innerhalb der Genossenschaften hat sich herumgesprochen. „Hier wirken Mund-zu-Mund-Propaganda und Empfehlungsmarketing.“ 

Die Mitarbeiter, die von den Vorständen ihrer Unternehmen für die Teilnahme an dem zweijährigen Programm vorgeschlagen werden, haben die Möglichkeit, durch gegenseitige Unternehmensbesuche spannende Projekte und Märkte verschiedener Genossenschaften aus anderen Regionen kennenzulernen. Die Bandbreite der Themen reicht von Bauprojekten bis zu Digitalisierungsprojekten, von Sozialmanagement bis zu Quartiersentwicklung. Und das Feedback hierzu? Ist stets positiv, wie Daferner weiß. Umso mehr überrascht es, dass das Beispiel der unternehmensübergreifenden Vernetzung nicht schon Schule gemacht hat, es ähnliche Projekte in anderen Regionen nicht gibt. Sei es, weil ein initiierender Motor fehlt, sei es, weil sich der Mehrwert noch nicht bundesweit herumgesprochen hat – obwohl diese Form der Zusammenarbeit eine gute Chance ist, den unternehmenseignen Nachwuchs zu fördern, weiter zu qualifizieren und sich als Unternehmen für die Zukunft aufzustellen. 

Da das YLN am besten regional funktioniert und sich Zeit- und Kostenaufwand für die Aktivitäten des Netzwerkes im Rahmen halten, „kann ich das Netzwerk aus tiefer Überzeugung auch außerhalb unseres Verbandsgebietes empfehlen. Es bietet eine klassische Win-Win-Situation, da die Teilnehmer durch das Lernen mit Gleichgesinnten gewinnen. Sie profitieren durch den Blick über den Tellerrand, durch best-practice-Beispiele anderer Unternehmen, durch den Blick auf andere Märkte.“ Denn „Young Leader sind Multiplikatoren und stärken auch das Branchen-Employer Branding von Genossenschaften“, so Daferner. Die Angst von Unternehmen, das Netzwerk könne lediglich als „Durchlauferhitzer“ wirken oder qualifizierte Mitarbeiter abwerben, teilt er nicht. Im Gegenteil: „Nach zehn Jahren dürfen wir feststellen, dass das YLN keine Jobbörse ist und dass nahezu alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch heute noch bei ihren Genossenschaften tätig sind.“

Den Eindruck gelungener Unternehmensbindung und nachhaltiger Kompetenzeffekte bestätigt Anja Miericke, Teilnehmerin der ersten Projektrunde und inzwischen Prokuristin und Leiterin Bestandsverwaltung der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG: „Ich habe bis heute Kontakt zu vielen der Kolleginnen und Kollegen, die ich damals dank des Programms kennenlernen durfte. Durch den kurzen Draht, den wir seitdem zueinander haben, können wir uns bei Bedarf schnell, unkompliziert und vertrauensvoll verständigen, wenn es mal eine Frage gibt, bei der man alleine nicht weiterkommt oder von der man gerne mal hören würde, wie andere Genossenschaften damit umgehen.“

Als überregionale Instanz, die die Fäden zusammenhalten kann, stellt sich Daferner die Marketinginitiative vor; schließlich war sie es, die damals Impulsgeber für das Projekt YLN war. „Deshalb wäre die MI hierfür ein natürlicher und selbstverständlicher Partner.“ Der Aufruf ist deutlich: „Ich kann nur ermutigen: Machen Sie mit! Werden Sie Teil einer guten Idee, eines tollen genossenschaftlichen Projekts und einer wichtigen Zukunftsaufgabe. Bilden Sie in Ihren Regionen eigene Netzwerke. Denn wie schon Friedrich Wilhelm Raiffeisen wusste: Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele!“

 

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Lesen Sie hier das Interview mit Anja Miericke von der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG

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