Feng Shui: Die Lehre von harmonischen Räumen

30.03.2015

In manchen Räumen fühlen wir uns sofort wohl. In anderen können wir einfach nicht zur Ruhe kommen. Woran liegt das? Eine Antwort verspricht die Lehre des Feng Shui, die vor rund 2000 Jahren in China entstand. Seit den Achtzigerjahren wird diese auch in der westlichen Welt immer populärer, insbesondere als Richtlinie für die Inneneinrichtung. Was steckt dahinter? Was können wir von den alten Chinesen lernen? Und wo sollte der gesunde Menschenverstand Grenzen setzen?

Feng Shui basiert auf jahrtausen- dealten Annahmen der chinesischen Philosophie des Taoismus über die Beschaffenheit des Universums. Demnach wird die Welt von einem stetig fließenden Strom an Lebensenergie durchflossen – dem Qi (gesprochen: „Tschi“). Die Art, wie das Qi fließt, ist entscheidend für das Wohlbefinden der Menschen. Fließt es ungehindert und gleichmäßig, kommt dies sowohl dem Körper als auch der Seele des Menschen zugute. Auf dieser Annahme beruhen die meisten Techniken der traditionellen chinesischen Medizin, etwa die Akupunktur. Bei dieser dreht sich alles darum, stockende Lebensenergie im Körper der Menschen wieder harmonisch fließen zu lassen. Beim Feng Shui, wörtlich übersetzt „Wind und Wasser“, wird dieser Ansatz auf die Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Umwelt angewendet. Von der Grabausrichtung zur Inneneinrichtung Zunächst wurde die Lehre vor allem auf die Lage und die Gestaltung von Gräbern angewendet, später auch auf die Positionierung von Häusern und ganzen Städten. Schließlich wurde Feng Shui auch zur Optimierung der Inneneinrichtung eingesetzt. In dieser Form findet Feng Shui seit den Achtzigerjahren auch in der westlichen Welt immer mehr Anhänger. Das Ziel: Das Qi soll möglichst ungehindert durch die Räume einer Wohnung strömen und so das Wohlbefinden der Bewohner steigern. Bei uns haben sich in die Auslegung der Lehre auch Elemente gemischt, die sich im traditionellen Feng Shui nicht oder höchstens andeutungsweise finden, wie etwa die Deutung der neun Zonen des „Bagua“. Dieses bei uns populäre Konzept geht davon aus, dass die Wohnung die Lebensbereiche des Menschen (etwa: Reichtum/Finanzen, Beziehungen/Partnerschaft und Familie/Gesundheit) spiegelt. Jedem dieser Bereiche entspricht nach dieser Vorstellung ein ganz bestimmter Teil der Wohnung. Manche Feng-Shui-Berater versprechen, dass sich durch gezielte Umgestaltungen dieser Zonen in der Wohnung Probleme in den genannten Lebensbereichen lösen lassen. Solche Versprechen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen! Praktische Tipps für Wohlfühlräume Es finden sich in der Lehre jedoch auch viele Ansatzpunkte, die sich mit unserer Alltagserfahrung sowie psychologischen Studien decken und sich somit tatsächlich eignen, das Wohlbefinden zu steigern. Dazu zählt etwa die Empfehlung, für helles Licht in den Räumen zu sorgen, insbesondere in solchen, die eher dunkel eingerichtet sind. Statt einer dominanten Deckenlampe dürfen dabei ruhig mehrere Lichtquellen zum Einsatz kommen, vorzugsweise indirektes Licht, das einen Raum größer und freundlicher wirken lässt. Ein weiteres Wohlfühl-Rezept des Feng Shui ist die richtige Wahl des Platzes, an dem man sich in einem Raum am häufigsten aufhält. Bei den meisten Menschen ist dies im Wohnzimmer das Sofa, in der Küche der Esstisch, im Arbeitszimmer der Schreibtisch und im Schlafzimmer das Bett. Auch hierbei decken sich unsere Alltagserfahrung und die Empfehlungen des Feng Shui. Es gilt: Wählen Sie einen Platz, der zugleich weit von der Tür entfernt ist, in der Nähe einer geschlossenen Wand steht und möglichst gute Übersicht über den Raum gewährt. Vermeiden Sie dagegen möglichst Plätze im direkten Weg zwischen Tür und Fenster. Die Macht der Farben Farben spielen im Feng Shui eine große Rolle. Sie können das Wohlbefinden steigern oder zu Verstimmungen führen. So kann beispielsweise Schwarz einem Raum Energie entziehen und pessimistisch machen. Daher sollte es nicht allzu großflächig eingesetzt werden. Als dezenter farblicher Akzent – etwa eine Ledercouch im Wohnzimmer – kann es jedoch äußerst schick wirken. Das stimmt wiederum mit der Bedeutung der Farbe nach Feng Shui überein, wo sie den Lebensbereich Beruf und Karriere symbolisiert. Weiß steht in der chinesischen Philosophie für Neutralität – aber auch für Unentschlossenheit. Geschickt eingesetzt bringt es jedoch andere Farben besonders zur Geltung – wie zum Beispiel das vitalisierende Rot. Aber Vorsicht: Zu viel Rot verleiht einem Raum einen aggressiven Charakter. Setzen Sie es daher ebenfalls nur akzentuierend ein. Eine besondere Bedeutung kommt im Feng Shui der Farbe Gelb zu. Sie ist die Farbe der Erde, welche Leben schenkt und Macht gibt. Daher gilt Gelb in China auch als die Farbe der Kaiser. In der Wohnung sorgt Gelb für Harmonie und kann sogar fehlendes Sonnenlicht ausgleichen. Gerade in der dunklen Jahreszeit helfen gelbe Farbelemente, sich an sommerliche Sonnenstrahlen zu erinnern. Weniger ist mehr Großen Wert sollten Sie zudem auf eine klare und übersichtliche Gestaltung Ihrer Wohn- und Arbeitsräume legen, nach dem Motto: Weniger ist mehr. Nach Feng Shui staut sich Qi, wenn zu viele Dinge auf engem Raum untergebracht werden. In jedem Fall behindert es uns im Alltag, wenn wir zu viele Dinge auf einmal überblicken müssen. Daher sollten Sie zu Hause und am Arbeitsplatz regelmäßig „Inventur machen“ und sich rigoros von Dingen trennen, die Sie nicht oder nur sehr selten benutzen. So schaffen Sie Platz für Neues. Zugleich erleichtern Sie sich das Aufräumen und Saubermachen im Alltag – sodass Sie tatsächlich spürbar entlastet werden. Zwischen weiser Philosophie und Scharlatanerie Es steckt sehr viel Lebensklugheit in der Lehre des Feng Shui, von der wir – auch heute noch – überall auf der Welt profitieren können. Manche Elemente der Lehre sind dagegen wohl nur verständlich, wenn man sich eingehend mit fernöstlicher Philosophie befasst. Vorsicht ist im Zusammenhang mit Feng Shui – wie bei anderen Angeboten auch – immer dann geboten, wenn für viel Geld Wunder versprochen werden. Wenn Sie mehr über die Hintergründe von Feng Shui erfahren möchten, dann lesen Sie das Buch „Feng Shui: Die Struktur der Welt“ von Manfred Kubny. Wenn Sie dagegen nach einer einfachen Anleitung suchen, um Ihre Wohnung nach den Prinzipien des Feng Shui einzurichten, dann finden Sie in jeder Buchhandlung eine Vielzahl an Ratgebern. Beliebt ist etwa „Feng Shui: Leben und Wohnen in Harmonie“ von Günther Sator.

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