Exoten im Großstadtdschungel – die Gelbkopfamazonen von Bad Cannstatt
21.05.2014
Gelbkopfamazo- nen, um genau zu sein. In ihrer Heimat, den Bergregen- wäldern Mittelamerikas, sind sie vom Aussterben bedroht, in Bad Cannstatt hingegen fühlt sich die einzige frei lebende Population außer- halb Amerikas sichtlich wohl. Doch woher kommen die quietschgrünen Vögel mit den leuchtend gelben Köpfen? Das erste freilebende Exemplar wurde 1984 in der Wilhelma gesichtet. Obwohl es im Zoo keine anderen Gelbkopfamazonen gab, hatte das vermutlich entflohene Haustier plötzlich Gesellschaft. Wahrscheinlich erwarb jemand aus Mitleid einen Artgenossen aus einer Zoohandlung. Auf jeden Fall stimmte die Chemie und die Population wuchs kontinuierlich. Inzwischen hat sich der Bestand bei rund 50 Vögeln stabilisiert. Die Gründe dafür sind Forschern bislang unbekannt. Wer denkt, dass die Tiere in unseren Gefilden leiden, der irrt jedenfalls.Die Gelbkopfamazonen erfreuen sich bester Gesundheit und trotzen selbst Minusgraden. Experten vermuten, dass sich die Tropenvögel hierfür ordentlich Winterspeck zulegen.
Ein Leben wie im Schlaraffenland
Hinsichtlich ihrer Nahrung sind Gelbkopfamazonen unkompliziert.Sie knabbern einfach alles, was die hiesige Pflanzenwelt zu bieten hat, selbst giftige Samen können sie verwerten. Ein Leben fast wie im Schlaraffenland. Dementsprechend verschwenderisch gehen sie auch mit ihrer Nahrung um und hinterlassenihr Fress-Revier nicht selten in einem chaotischen Zustand. Bevorzugt halten sich die Gelbkopfamazonen rund um den Cannstatter Kurpark, den Rosensteinpark und die Wilhelma auf. Ihr Tagesablauf gleicht dem ihrer Artgenossen in der fremden Heimat. Kurz vor Sonnenaufgang wird der neue Tag mit einem gemeinsamen Konzert lautstark begrüßt, danach geht es in Fressgemeinschaften aus vier bis sechs Vögeln zum ausgiebigen Frühstück. Zur Mittagsruhe ziehen sich die Pärchen in ihren „Ruhebaum“ zurück, bevor es am Nachmittag die zweite Mahlzeit gibt. Kurz vor Sonnenuntergang sammeln sich die Vögel und fliegen gemeinsam zurück zu ihren Schlafplätzen.
Treu bis in den Tod
Gelbkopfamazonen sind ihren Partnern – wie Schwäne – ihr Leben lang treu. Sie schlafen und fliegen eng beieinander. Stirbt ein Partner, wird auch der andere bald das Zeitliche segnen oder in Apathie versinken. Da die Papageien in Bad Cannstatt seit dreißig Jahren ohne fremde Hilfe überleben und sich vermehren, gelten sie inzwischen sogar als heimisch. Für viele Cannstatter gehören sie auch längst zum Stadtbild. Wenn Sie eine Gelbkopfamazone entdecken, können Sie dies beim Staatlichen Museum für Naturkunde unter amazonen_meldung@yahoo.de melden.