Karriere bei Genossenschaften: Ausbildung zur Immobilienkauffrau

Leonie: „Es beginnt mit einer leeren Hülle und am Ende ist es für jemanden ein Zuhause.“

Ausbildung & Karriere · 26.04.2018 · Von Christoph Kolbe

Leonie: „Es beginnt mit einer leeren Hülle und am Ende ist es für jemanden ein Zuhause.“

Was macht deine Ausbildung total lebendig?
Die Ausbildung ist so vielschichtig und ermöglicht mir ein freies, selbstständiges Arbeiten. Jeder Tag ist anders, denn alle Aufgaben – ob Finanzierung, Buchhaltung, Vermietung oder  Bauprojektmanagement – sind immer auch aus der Sicht der Bewohner mit ihren Wünschen und Bedürfnisse zu erledigen.

Wie bist du auf das Berufsbild gekommen?
Jetzt nicht lachen: Ich bin durch die Serie „Mieten – Kaufen – Wohnen“ im Fernsehen auf die Immobilienbranche aufmerksam geworden. Dabei war nicht die Maklertätigkeit das Spannende für mich, sondern die Häuser und Wohnungen: Jede Immobilie ist anders. Und jeder Mieter hat andere Ansprüche und Erwartungen. Es beginnt mit einer leeren Hülle und am Ende ist es für jemanden ein Zuhause. Das finde ich total cool.

Hast du ohne Schwierigkeiten einen Ausbildungsplatz gefunden?
Das war bei mir nicht ganz so einfach, weil ich in Mathe nur 3 Punkte hatte. Ich habe in den Aufgaben oft keinen Nutzen für den Alltag gesehen. Das hat mir bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz schon Schwierigkeiten bereitet.

Auf die Idee, es bei einer Wohnungsbaugenossenschaft zu versuchen, brachte mich die Mutter einer Freundin. Ich muss nämlich zugeben, dass ich das Genossenschaftsmodell gar nicht kannte. Und da hat es ja letztlich auch geklappt.

Was heute total lustig ist: Ich liebe Finanzierung, denn ich weiß, warum ich das mache. Das macht so viel Sinn, schließlich hängt das Zuhause eines Menschen dran. Durch meine Berechnungen ergibt sich der Mietpreis. Da darf kein Fehler passieren.

Wie hast du die Anfänge deiner Ausbildung in der Wohnungsgenossenschaft empfunden?
Meine erste Zeit saß ich am Empfang der Genossenschaft und hatte dadurch viel Kontakt zu den Bewohnern. Da hab ich schnell gemerkt, dass die Mieter – oder Mitglieder, was sie ja sind – einen starken Bezug zu „ihrer“ Genossenschaft haben. Gerade die Bewohner, die das genossenschaftliche Prinzip verinnerlicht haben, bringen sich ein. Die wissen, was sie wollen und sind auch kritisch.

Genossenschaften gehen mit ihren Bewohnern viel rücksichtsvoller um. Das fällt mir auch in der Berufsschule auf: Im Gespräch mit Mitschülerinnen und Mitschülern hab ich schon gemerkt, dass nicht jede Hausverwaltung so hilfsbereit ist und ein so offenes Ohr hat.

Welche Aufgaben machen dir am meisten Spaß?
Immobilienverwaltung finde ich cool. Man hat so viele Aufgaben: Stehen Reparaturen an, holt man Angebote ein und vergibt Aufträge. Wenn eine Wohnung gekündigt wurde, kümmert man sich um alles Notwendige. Danach sucht man einen Nachmieter und setzt den Vertrag auf. Und immer steht der Bewohner im Fokus. Dadurch ist viel Leben drin. Als Verwalterin bin ich auch viel vor Ort – und damit nah am Gebäude und nah am Menschen. Das mag ich.

Wir haben auch ein eigenes Azubi-Projekt. Hier verwalten wir eigenverantwortlich einen ganzen Häuserblock. Als wir der Bauabteilung erklärt haben, warum das Treppenhaus saniert werden müsste, haben die das schnell geprüft. Und was soll ich sagen: Jetzt werden die Treppenhäuser gemacht. Ich übernehme also früh Verantwortung und werde von den Kollegen „für voll genommen“.

Gibt’s was, das dich nervt?
Mich nervt, dass viele denken, dass ich Maklerin werde. Nichts gegen Makler, aber Immobilienkaufleute leisten so viel mehr.

Manchmal sagt auch einer „Ach, ihr vermietet doch nur, streicht die Kohle ein und das war’s!“ Das ist so falsch und so schade. Da kläre ich dann immer auf – meistens mit Erfolg.

Du hast das letzte Wort …
Die Ausbildung ist das Beste, was mir passieren konnte. Ich freue mich jeden Tag auf meine Arbeit. Ich habe sogar eine Freundin mit meiner Begeisterung angesteckt: Heute macht sie auch eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau. Und zwar in einer Genossenschaft.

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